Schulpartnerschaft der KGS mit der SMAN1PURI Mojokerto/Ostjava im Rahmen des „Eureka“-Projektes

Nach einer pandemiebedingten Pause von gut drei Jahren fuhren Ende Januar wieder Schülerinnen und Schüler unserer Schule nach Java, um dort unsere „Eureka“-Partnerschule in Mojokerto zu besuchen und ein spannendes Projekt zu machen: Das Thema „Nachhaltiger Umgang mit Müll“ (SDG 12 der UNO) stand auf der Tagesordnung, und das Austauschprojekt diente als Start in eine zweijährige gemeinsame Kooperation, mit der sich die Partnerschulen in Wittmund und Mojokerto zu „Umweltschulen“ bzw. „Internationalen Nachhaltigkeitsschulen“ weiterentwickeln wollen.

Der Pädagogische Austauschdienst der Kultusministerkonferenz hatte seine Unterstützung bereitwillig und wertschätzend wieder zugesagt, sodass die zehn Schülerinnen und Schüler aus dem Seminarfach „Globales Lernen“ der gymnasialen Oberstufe, begleitet von Frau Strauß und Schulleiter Dr. Aulke, den langen Weg mit großen Erwartungen über Frankfurt und Singapur nach Surabaya antraten. Natürlich war auch allen klar: Gute Zusammenarbeit wird erst dann möglich, wenn man die Kultur und die Lebensweise Indonesiens ausgiebig kennenlernt und sich mit neuen Essgewohnheiten, ungewöhnlichen Lebensrhythmen, der Religion, der Natur und dem tropischen Klima vertraut macht. Somit wurde das Thema nicht nur in der Schule und an regionalen Lernorten erkundet, sondern auch in eine Erlebnistour durch Ost- und Mitteljava eingebettet, die allen Beteiligten wunderbare Eindrücke aus einem Land bescherte, das für unsere Norddeutschen einiges an Herausforderungen und Anstrengungen fordert.

Unsere Partnerschule ist eine SMA, eine Oberschule mit den Klassen 7 bis 12, die typisch für die öffentlichen Schulen in Indonesien ist, welche Hochschulabschlüsse ermöglicht. Das N steht für Negeri (Kommune), die 1 für die erste SMA am Ort und Puri für die Stadt: Mojokerto liegt 40 km südlich von Surabaya und hat 140000 Einwohner. Die Schule besteht aus einstöckigen, in einem parkähnlichen Gelände im Halbkreis angesiedelten Klassen- und Funktionsbauten, und vor den Fenstern ist für die Lerngruppen Gartenpflege Pflicht; jede Klasse ist verantwortlich für bestimmte Blumenbeete mit exotischen Pflanzen, Palmen und Kakteen, es gibt eine Moschee und einen großen Versammlungsplatz sowie ein überdachtes Stadion für Sport- und andere Events. Dort hatte sich auch die ganze Schule (1500 Schülerinnen und Schüler) versammelt und begrüßte die deutsche Gruppe euphorisch mit einem ausgefeilten javanischen Kulturprogramm. Auf dem großen Schulhof wird montags immer die Nationalflagge gehisst, die ganze Schule singt die Hymne – und die deutschen Schülerinnen und Schüler waren diesmal als Ehrengäste in der ersten Reihe. Trotz der Schuluniformen gaben die indonesischen Schüler ein buntes Bild ab: rote, blaue und graue Röcke und Hosen kombiniert mit dem weißen Hemd oder einem farblich abgestimmten Kopftuch sind unterschiedlichen Klassenstufen zugeordnet. Da das Austauschprojekt eine Schulveranstaltung ist, gehen die Austauschschüler mit in den Unterricht. Hier bleibt aber wenig Platz für obligatorisches Büffeln, denn die Gäste werden immer sofort zu Fragerunden und Diskussionen in Beschlag genommen, meistens gefolgt von unzähligen Erinnerungsfotos, die zu zwei, zu dritt oder mit ganzen Klassen unumgänglich sind.

Die erste Projektexkursion ging zum Umweltzentrum PPLH am Fuße des „Arjuno-Welirang“-Gebirges, einem Vulkankomplex südlich von Mojokerto und einer von Hindus als heilig verehrten Region. Die Umweltschützer hatten ein vielfältiges Programm aufgelegt: Heilkräuter erkunden und zu Medizin verarbeiten, ökologisches Pflanzen von Reis und eine Wanderung durch einen Bewässerungsfluss, der die Austauschgruppe mit Flora und Fauna des Dschungels konfrontierte. Nachts durchzog die Luft eine Klangkulisse von Grillen und Fröschen, welche sich als ganze Chöre präsentierten, und die ökologisch geschützte Waldkultur zeigte sich auch in den Übernachtungsräumen, in die sich Bewohner wie Geckos und andere Echsen eingeladen hatten oder eine Ameisenstraße fleißig das Zimmer kreuzte, auf der ein rotes Krabbeln unter dem Bett lang hinter dem Kleiderschrank verschwand.

Auf der Rundfahrt in Richtung Yogyakarta, einer berühmten Stadt mit besonderem Kulturzentrum in Mitteljava, wurde die Allianz der Müllgegner „Eureka“ aktiv: Am Klayar-Strand reinigten die Partnerschüler die Spülsaumkante an der Strandbefestigung gründlich vom Müll, wobei schon deutlich wurde, dass abgesehen von den Abfällen in der Nähe eine Strand-Imbisses (Warung) ein Großteil der Dinge, welche dann die Gruppe in die Mülltonnen hinter den Strand säuberlich getrennt entsorgte, vom Meer angeschwemmter Plastikmüll war. Der Maroon-Fluss, der durch tiefen Dschungel zum Meer führt, wurde auf Verunreinigungen untersucht, aber der Grund für die relativ große Sauberkeit des Areals konnte geklärt werden: Hier wurde das Müllsammeln durch die Kommune angeordnet und preislich vergütet, um den Naturschutz zu gewährleisten, sodass die Anwohner mit ihren Booten nicht nur durch den Tourismus, sondern auch als Müllsammler einen Verdienst erhalten. Am Vulkanmassiv des Merapi setzten sich die Schülerinnen und Schüler mit der Geschichte der verheerenden Vulkanausbrüche der letzten Jahre auseinander, und konnten auf ihrer Tour in die Region der Lavaströme aber auch sehen, wie die touristische Nutzung dieser Naturregion deutliche Spuren hinterlässt, wie die Zivilisation ins Landschaftsbild zerstörerisch eingreift. Die Allgegenwart von Plastikmüll beschäftigte die Gruppe, und in Reflexionsphasen wurde deutlich, dass der Konsum von Supermarktartikeln, die an jeder Ecke angeboten werden, Gewohnheiten fördert, die Müllvermeidung zu einem schwer zu meisternden Problem machen.

Gegen die Industriekultur einer nicht wieder zu verwertenden Plastikproduktion wollte man ein kreatives Zeichen setzen: Unter Anleitung lernten die deutschen und indonesischen Schülerinnen und Schüler in Traditionswerkstätten von Yogyakarta das Batikmalen und das Töpfern, vertieften sich dabei in das indonesische Kunsthandwerk und genossen in diesem Kontext den Besuch des „Prambanan“- und „Ratu Boko“-Tempels, die Geschichten einer alten hinduistischen Kultur erzählten. Das Projektthema kehrte dann bei der Rückkunft in Mojokerto mit seinen besorgniserregenden Fakten schnell wieder: Die Exkursion ins Müllverbrennungswerk von Surabaya zeigte zwar das Bemühen, die Müllberge als Verbrennungsmaterial energetisch zu nutzen, und inzwischen scheint die Müllentsorgung in der Region zumindest mit dem Ziel der Energiegewinnung optimaler organisiert zu sein, auch wenn es sich um die einzige Verbrennungsanlage auf Java handelt. Die Bootsfahrt in die Mündung des Flusses Mas ließ aber die Erinnerung an den Klayarstrand und den Müll, den das Meer anschwemmt, wiederkehren: Im Mangrovenwald links und rechts der Ufer hatte sich umfangreich Plastikmüll gesammelt, der von Malang im Süden bis nach Surabaya den Fluss stark verschmutzt. Deutlich wurde dabei auch, dass nur ein Bruchteil von der Vegetation aufgehalten wird, der Großteil ins Meer hinausgespült wird. Die Gruppe setzte auch hier ein Zeichen und pflanzte auf einer freien Fläche einen kleinen Mangrovenwald, der als Flora für seine umfangreiche CO2-Speicherung und seine Biodiversität als Ökosystem bekannt ist.

In der Schule näherte sich inzwischen der Abschied: Herr Dr. Aulke vereinbarte in Anwesenheit des Bildungsministers mit der Schulleiterin der SMAN1PURI Frau Herni neue Zielvereinbarungen der zukünftigen Zusammenarbeit, und die deutschen Schülerinnen und Schüler übten einen javanischen Traditionstanz ein, schließlich wollte man die indonesischen Gastgeber den deutschen Trachtentanz nicht alleine vorführen lassen. Unter frenetischem Jubel der ganzen Schule wurden dann am Abschiedstag die Tänze sehr erfolgreich aufgeführt, und dieser Event wird allen lange in Erinnerung bleiben.

Zwar waren die Abschiedstränen am Flughafen von Surabaya nicht zu vermeiden, aber der Gegenbesuch wird nicht lange auf sich warten lassen: Im Juni reisen die indonesischen Schülerinnen und Schüler mit ihrer Lehrerin Devi nach Wittmund und freuen sich nicht nur auf das Wiedersehen, sondern auf die Fortführung des Projektes an der KGS, in Ostfriesland und auf überregionalen Exkursionen.

Impressionen

Impressionen

Tag der Arbeit, Feiertag
01. Mai 2024