Deutsche Schule Hurlingham (Provinz Buenos Aires, Argentinien) und SMAN1Puri Mojokerto (Ostjava, Indonesien) zu Besuch an der Alexander-von Humboldt-Schule

In der Zeit im Mai und Juni 2013 kamen Schüler*innen unserer argentinischen und indonesischen Partnerschule zu einem Gegenbesuch nach Wittmund, um ihre Austauschpartner/innen wieder zu sehen, unsere Schule und die Region Ostfriesland kennen zu lernen und gemeinsam an diversen Projekten zu arbeiten: Die Themen „Naturschutz in der Geschichte und Kultur Ostfrieslands", "Biodiversität“, „Toleranz" und „Nachhaltiger Umgang mit Müll“ standen auf dem Programm.

Themen, die die argentinischen und indonesischen Schüler*innen besonders interessierten, da die Region Ostfriesland sich sowohl kulturell als auch in Bezug auf die Natur stark von der Provinz Buenos Aires und Ostjava unterscheidet.

Besuch der Argentinier:
Nach ihrer Ankunft am Samstag, dem 6. Mai, waren unsere argentinischen Austauschpartner das Wochenende in den Gastfamilien und verbrachten Zeit mit ihren deutschen Gastgeschwistern. Es wurden Neuigkeiten ausgetauscht und auch in Erinnerungen geschwelgt. Am Montag, dem 7. Mai, lernten unsere Gäste die Schule kennen und nahmen vormittags und nachmittags am Unterricht teil.

Der erste gemeinsame Projekttag fand am Dienstag statt, an dem alle Schüler*innen nach Bremerhaven fuhren, um dort vor Ort das Klimahaus zu besuchen. Das Konzept des Klimahauses hat unsere Gäste sehr beeindruckt, denn ein derartiges Museum war den argentinischen Schüler*innen noch nicht bekannt. Im Anschluss an den Besuch des Klimahauses hatten die Schüler*innen noch Zeit zur freien Verfügung. Sie erkundeten Bremerhaven als Stadt an der Nordsee mit ihren maritimen Besonderheiten. Am Mittwoch nahmen unsere Gäste wiederum am regulären Unterricht teil, wobei die Pausen genutzt wurden, um gemeinsam Zeit zu verbringen. Der zweite Projekttag sollte für unsere argentinischen Gäste ein besonderes Erlebnis werden. Wir fuhren auf die Insel Langeoog, um dort etwas über die Wasserversorgung der Insel sowie über den Dünenschutz zu erfahren. Während eines Spaziergangs durch den historischen Ort zum Strand und an der Hauptdüne entlang konnten die Teilnehmer*innen des Austauschs erfahren, wie das Leben auf der Insel abläuft und vor allem, wie wichtig der Deichschutz für den Erhalt der Wasserblase unter der Insel und die damit verbundene Wasserversorgung der Insulaner ist. Von dem Phänomen "Wasserblase" hatten unsere argentinischen Gäste bislang nichts gehört und waren folglich erstaunt über dieses spezielle Naturphänomen. Es folgte ein weiterer Projekttag am Freitag, dem 12. Mai, an dem die argentinischen Austauschschüler mit Begeisterung teilnahmen. Von der 1. bis zur 5. Stunde wurde ein kleines deutschsprachiges Theaterstück zur Regionalkultur in Deutschland einstudiert. Jeder / jede brachte sich ein, für alle war eine passende Rolle (von der Kuh, über ein Funkenmariechen bis hin zum ostfriesischen Fischer) dabei. Kostüme wurden anprobiert, kommentiert und mittels Selfie dokumentiert, zudem wurde fleißig geprobt. In der 6. Stunde kamen die Gastgeschwister dazu, um sich das Theaterstück anzuschauen. Es wurde viel gelacht und gelobt!

Nach dem Wochenende war der anschließende Montag ein weiterer Unterrichtstag. Am Dienstag fand bereits der nächste Projekttag statt. Diesmal erkundeten wir zusammen mit unseren Gästen die Region und Geschichte Ostfrieslands. Die Stationen, die wir u.a. besuchten, waren das Moormuseum in Moordorf, der Fischerort Greetsiel und das Große Meer. Besonders das Moormuseum hat bei dem argentinischen Schüler*innen einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Die Kolonisation des Moores, der Torfabbau und das einfache - wenn nicht ärmliche - Leben bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts waren etwas, was unsere Gäste nicht kannten. Auch unsere deutschen Schüler*innen zeigten sich beeindruckt und ihnen wurde schnell klar, dass es ihrer Generation heutzutage gut geht.

Der Projekttag "Poetryslam" zum Thema "Toleranz" war wiederum ein Tag des gemeinsamen Arbeitens. Im Anschluss an eine theoretische Einführung in die Thematik, der Diskussion, wann man Toleranz zeigen soll und wann nicht, arbeiteten wir in deutsch-argentinischen Schülergruppen an einem eigenen literarischen Produkt. Es wurde gedacht, gedichtet und geschrieben. Arbeitssprachen waren Deutsch und Spanisch, wobei die Texte auf Deutsch, Spanisch oder in beiden Sprachen formuliert wurden. Mehrsprachigkeit ist einfach unsere Stärke! Während der Arbeitsphase stellte sich heraus, dass das Texteschreiben gar nicht so schwer ist und unsere Schüler*innen staunten über ihre eigene Kreativität. Die Texte wurden zum Schluss vertont, was sich als kleine Herausforderung darstellte. Es gab viele Gruppen und wenig freie Räume, da der Projekttag an einem normalen Schultag stattfand. Und so wurden die Texte am Ende auf den Fluren und auf der Damen- bzw. der Herrentoilette im 2. Stock des A-Traktes aufgenommen, wobei hinter verschlossenen Türen viel Gekicher zu hören war. Somit ist bewiesen, dass sich jeder Ort eignet, um für Toleranz und Gleichheit einzustehen. Zum Schluss wurden die Texte / Gedichte nicht ohne einen gewissen Stolz vorgestellt und bekamen den verdienten Applaus. Unser Dank gilt an dieser Stelle der Kollegin Ines Arens aus dem Fachbereich Musik, die uns mit ihren technischen Kenntnissen bei dem Projekt tatkräftig unterstützt hat.

Am Freitag, dem 19. Mai, fand bei strahlendem Sonnenschein ein letzter Projekttag zum Thema "Biodiversität“ im Wittmunder Wald statt. Es war klar, dass an diesem Tag noch einmal gearbeitet werden sollte. Alle deutschen und argentinischen Schüler*innen wurden in drei Gruppen eingeteilt und durchliefen im Laufe des Nachmittags verschiede Stationen. Eine Gruppe erhielt von einem Förster eine Führung durch den Wald (mit Schwerpunkt Flora und Fauna), während die anderen beiden Gruppen an Renaturierungsprojekten arbeiteten. Zu guter Letzt fand ein Grill- und Abschiedsfest auf dem Naturschutzhof Wittmund statt, bei dem sich die Schüler*innen von der geleisteten Arbeit erholen und gemeinsam feiern konnten. Vielen Dank an dieser Stelle an die Eltern, die für das leckere Buffet mit Salaten, Gebackenem, diversen Kräuterbuttern, und – besonders wichtig für unsere argentinischen Gäste – Fleisch in allen Variationen gesorgt haben. Nachdem alle gesättigt und zufrieden waren, wurde ein letztes Mal ein „foto del grupo“ gemacht, das den gelungenen Schüleraustausch treffend widergibt.

Das anschließende Wochenende verbrachten unsere Austauschpartner*innen ein weiteres Mal in ihren Gastfamilien. Es wurden Treffen der Gruppe in dem einen oder anderen Elternhaus organisiert und unsere Schüler*innen genossen die letzten gemeinsamen Tage. Am Sonntag, dem 21. Mai, verabschiedeten wir unsere Gäste auf dem Bahnhof in Sande. Die deutsch-argentinische Gruppe war in der Zwischenzeit so zusammengewachsen, dass beim Abschied teils bittere Tränen vergossen wurden. Glücklicherweise können wir über die sozialen Medien in Kontakt bleiben und wir sind sicher, dass einige der Freundschaften die Zeit überdauern werden.

Besuch der indonesischen Gastschüler/innen:
Am Sonntag den 04. Juni landete die Austauschgruppe in Amsterdam. Schulleiter Dr. Aulke holte sie am Flughafen ab und gemeinsam fuhr man nach Weener, wo schon die Gastfamilien zum Empfangskomitee Aufstellung genommen hatten: Was für eine Freude, sich nach dem Besuch Anfang Februar in Mojokerto jetzt schon wiederzusehen. Die 14 Tage boten dann auch ein abwechslungsreiches Programm: Montag wurde mit einem Frühstück die Projektphase eröffnet, dann einige Schulstunden in den Unterricht geschnuppert, am Dienstag ging es dann gleich für drei Tage nach Berlin. Die Bundestagsabgeordnete Anne Janssen hatte eingeladen, es gab eine spannende Diskussionsrunde im Bundestag über Klimaschutz, Gleichstellung, Müllrecycling und andere Themen und die Gruppe hatte die Glück, nach dem Besuch des Reichstages und der Kuppel noch zum Mittagessen gebeten zu werden. Auch im Humboldt-Forum gab es Anschlussthemen zum Projekt: Die Ausstellung „Nach der Natur“ thematisierte zukunftsweisende Forschungsprojekte der Humboldt-Universität in global vernetzter Weise, sodass Verbindungen zwischen Naturschutz, Klimakrise, politischer Kriege und postkolonialer Aufarbeitung von Menschenrechtsverletzungen sichtbar wurden. Berlin bot aber auch historische Nachdenklichkeit an der Gedenkstätte der Mauer, am Checkpoint Charly – und dann auch im Weitblick über die Stadt vom Fernsehturm urbanen Flair, der alle begeisterte.

Das Wochenendprogramm war Sache der Gastfamilien, man fuhr zum Strand, nach Hamburg oder Münster oder grillte im Garten. Auch in der zweiten Woche war Unterricht angesagt, wie es so geht an der KGS, aber auch ein Projekttag der gemeinsamen Recherche und Präsentationen zum Müllproblem, dem Recyceln von Plastik, zum Mikroplastik in den Weltmeeren und zum Geschäft, Handel und zur Entsorgung von Elektroschrott im Rahmen des Outsourcings: Hier gab es die Gelegenheit ausgehend vom 12. Ziel der Agenda 2030 Positionen einzunehmen und Details zu ergründen. Ein besonderes Highlight war das Teambuilding auf der Nordseeinsel Langeoog zusammen mit den Partnerschülerinnen und -schülern aus Mariupol, was den indonesischen Gästen noch aus den Eureka-Treffen der letzten Jahre bekannt war: Hier ging es um Kontaktaufnehme und Vernetzung, Integration und Kooperation, alles in spannenden Spielszenen am Strand bei bestem Wetter. Die zwei Tage später durchgeführte Ostfriesland-Tour zum Thema Co2-Speicher Moor, zur Geschichte der Armut in den Moorkolonien, zur Situation der Krabbenfischer angesichts neuer EU-Verordnungen, zum Landschaftsbau und Küstenschutz hatte ihren Höhepunkt bei einer Kanu-Tour auf dem großen Meer, wo alle noch einmal richtig zusammenrücken und sich abstimmen mussten, damit das Boot bei Wind und Wellen auch sein Ziel erreichte. Schließlich wurde am Naturschutzhof Wittmunder Wald Abschied gefeiert, gemeinsam gegessen und getrunken, und die indonesischen Gäste hatte wieder einmal kulturellen Tanz mitgebracht, der für Begeisterung sorgte. Zwei deutsche Schülerinnen zogen da aber gleich mit, sie hatten schon in Mojokerto vor versammeltem Stadion javanischen Tanz aufgeführt und überraschten die indonesischen Partner mit einer ausdrucksvollen Performance, die Emotionen weckte. Am Sonntag reisten die Gäste dann von Leer mit dem Bus nach Amsterdam wieder ab, wo sie noch zwei Tage bleiben wollten.

Da hatten sie aber auch schon Verabredungen im Gepäck, denn die deutschen Oberstufenschüler/innen, die jetzt ihr Abi in der Tasche haben, wissen schon genau, wo sie demnächst immer willkommen sind.

Impressionen

Tag der Arbeit, Feiertag
01. Mai 2024